Häufige Fragen

Die Kinderwunsch-Behandlung in Frage und Antwort

Hier finden Sie eine Übersicht über die häufigsten Fragen, die uns während der Behandlung gestellt werden.

Schwangerschaftstest – warum kein Urintest?

Obwohl es mittlerweile sensible, kommerziell erhältliche SS-Tests gibt, die das Schwangerschaftshormon HCG im Urin nachweisen, ist deren Zuverlässigkeit in der frühen Phase des möglichen Schwangerschaftsnachweises nicht so groß wie die Aussagekraft einer Blutuntersuchung. Aufgrund des im Tagesverlauf unterschiedlich konzentrierten Urins ist eine sichere Aussage etwa 2 Tage später möglich.
Eine Blutuntersuchung auf HCG liefert etwa 12 Tage nach der Befruchtung sichere Ergebnisse. Ein weiterer Vorteil ist hier außerdem, dass die Hormone Östradiol und Progesteron mitgemessen werden können. Dadurch kann z.B. ein Überstimulationssyndrom beurteilt, aber auch ein Mangel dieser Hormone festgestellt und bei Bedarf medikamentös ausgeglichen werden.

Wie viele Tage nach dem Transfer bzw. der Insemination kann man eine Schwangerschaft feststellen?

In der Literatur variieren die Angaben zwischen 5 und 8 Tagen nach einem Embryotransfer bzw. 9–11 Tagen nach einer Insemination. Bei einer IVF oder ICSI ist der beste Bezugspunkt der Tag der Punktion (Eizellentnahme). Man kann einen Test aus dem Blut bereits nach 12 Tagen durchführen, zuverlässige Ergebnisse sind jedoch erst 14 Tage nach der Eizellentnahme möglich.
Nach unseren Erfahrungen können daher mittels Blutuntersuchung zuverlässige Aussagen bezüglich einer eingetretenen Schwangerschaft frühestens 9–10 Tage nach dem Embryotransfer bzw. 7 Tage nach dem Blastozystentransfer getroffen werden. Im Rahmen einer Inseminationsbehandlung führen wir den Schwangerschaftstest nicht vor dem 14. Tag nach erfolgter Insemination durch.

Der Schwangerschaftstest ist positiv – wie lange muss ich die Medikamente weiternehmen?

Im Normalfall ist nur die übliche Schwangerschaftsmedikation (Jod und Folsäure) weiterhin einzunehmen. Sollte jedoch im Rahmen des Schwangerschaftsnachweises ein Hinweis auf einen Mangel an Gelbkörperhormon (schwangerschaftserhaltendes Hormon) bestehen (niedrige Progesteronkonzentration im Blut), oder eine Gelbkörperschwäche bei der Patientin bekannt sein, empfiehlt sich weiterhin die Einnahme von Progesteron (in wenigen Fällen erfolgt die Verabreichung intramuskulär als Depotpräparat) bis einschließlich der 10. Schwangerschaftswoche. Die Verabreichung anderer Medikamente wie z. B. Präparate zur Blutverdünnung bei Patientinnen verschiedener Risikogruppen wird individuell festgelegt.

Wie viele Versuche einer IVF-/ICSI-Behandlung sind sinnvoll?

Bis zum 4. IVF/ICSI-Zyklus steigt die Gesamterfolgsrate durchschnittlich deutlich an. Unser Zentrum kann bis zur einschließlich 4. IVF/ICSI-Behandlung für den einzelnen Zyklus jeweils eine durchschnittliche Schwangerschaftsrate von ca. 40 % verzeichnen.
Das bedeutet, dass die Gesamterfolgsrate oder auch kumulative „Baby take home-Rate“ etwa 80 % beträgt. Ab dem 5. Versuch sinkt die durchschnittliche Rate pro Behandlung – die Chance auf eine Schwangerschaft bleibt somit natürlich bestehen, sodass die Durchführung weiterer Zyklen von der Gesamtsituation und auch vom Wunsch der Patientin abhängig zu machen sind. Die Zahlen in Abhängigkeit von der Zahl der Vorbehandlungen in anderen Zentren finden Sie hier.
Diese Angaben sind Durchschnittswerte und umfassen die Daten von Frauen unterschiedlichen Alters bzw. Paaren mit unterschiedlichen Sterilitätsursachen.

Wie lange sollen wir vor der Punktion/Insemination keinen Verkehr haben?

Kann man im Rahmen der Kinderwunschbehandlung das Geschlecht des Kindes festlegen?

Die Geschlechtswahl, d.h. die Auswahl der befruchtenden Samenzelle im Rahmen der ICSI-Behandlung nach den enthaltenen Geschlechtschromosomen, ist laut Embryonenschutzgesetz (EschG) in Deutschland verboten.
Nur im Falle von schwerwiegenden geschlechtsgebundenen Erbkrankheiten (z.B. der Muskeldystrophie vom Typ Duchenne) kann eine Geschlechtsselektion bei Spermien – wenn von der nach Landesrecht zuständigen Stelle als schwerwiegend anerkannt – durchgeführt werden.

Eizell-Spende in Deutschland – erlaubt oder verboten?

Die Eizellspende ist aufgrund des Embryonenschutzgesetzes (EschG) verboten. Bei diesem Verfahren werden Eizellen einer Spenderin mit den Spermien des Partners befruchtet und in die Gebärmutter der Patientin übertragen.
Das bedeutet, dass die Patientin genetisch nicht die Mutter ist. Grund für die Durchführung dieser Methode ist eine fehlende Eierstockfunktion (vorzeitige Wechseljahre, Operation Zd. n. Chemotherapie) oder auch wenn die Patientin Trägerin einer Erbkrankheit ist.
Voraussetzung ist natürlich, dass die Patientin eine Gebärmutter hat. Dieses Verfahren wird in einigen anderen Ländern legal angewandt.

Leihmutterschaft in Deutschland – erlaubt oder verboten?

Die Leihmutterschaft ist wie die Eizellspende in Deutschland verboten und wird strafrechtlich verfolgt.
Bei diesem Vorgehen werden die Eizellen der Patientin mit den Spermien des Partners befruchtet. Voraussetzung ist, dass die Patientin funktionierende Eierstöcke hat. Die Embryonen werden dann in die Gebärmutter der Leihmutter gebracht. Die Schwangerschaft wird also nach der Embryospende von der Leihmutter ausgetragen und das geborene Kind dann der genetischen Mutter zurückgegeben.
Gründe für die Durchführung dieses Verfahrens sind das Nichtvorhandensein einer Gebärmutter (OP, angeboren) oder eine Grunderkrankung der Patientin, die das Austragen einer Schwangerschaft verbietet.

Woraus besteht eigentlich Samenflüssigkeit?

Die Samenflüssigkeit besteht zu 95 % aus Nährlösung und nur zu 5 % aus den in den Hoden gebildeten Spermien. Diese Nährlösung setzt sich aus Flüssigkeiten und Nährstoffen zusammen, die im Nebenhoden, in den Samenbläschen und in der Prostata gebildet werden und erst bei der Ejakulation vermischt werden. Bei einem nach WHO Kriterien durchgeführten Spermiogramm werden einzelne dieser Nährstoffe untersucht. Bei eingeschränktem Spermiogramm kann bei erniedrigter Konzentration auf eine Störung des entsprechenden Organsystems geschlossen werden.

  • Nebenhoden: Carnitin, Glucosidase
  • Samenbläschen: Fructose
  • Prostata: Zink, Citrat

Beispiel:
Patient: E. B., geb. 1967, 3 Jahre Kinderwunsch

  • Spermiendichte: normal
  • Spermienmotilität: stark verlangsamt
  • Spermienmorphologie: mäßig eingeschränkt
  • Fructose: normal; Zink und Citrat: normal; Carnitin: stark erniedrigt
  • Diagnose: Asthenozoospermie bei Verdacht auf Zustand nach Nebenhodenentzündung

Was ist eine Varicocele und wie wirkt sie sich auf die Spermaqualität aus?

Die Varicocele des Mannes ist häufig und meist linksseitig lokalisiert. Diese Erweiterung des Venengeflechts (Krampfader am Hoden) ist gehäuft mit Einschränkung der Zeugungsfähigkeit vergesellschaftet, wobei der Zusammenhang bis dato nicht eindeutig geklärt ist. Man findet häufiger eine eingeschränkte Spermiendichte und -beweglichkeit im Spermiogramm. Die Varicocele ist leicht zu diagnostizieren: in Abhängigkeit vom Ausprägungsgrad ist die Diagnose durch Abtasten oder dopplersonographisch zu stellen.
Therapiert wird die Varicocele neben anderen Methoden vor allem mit Hilfe einer Operation, bei der man den Blutzufluss unterbindet. Die Indikation zur Intervention ergibt sich bei Schmerz, aus kosmetischen Gründen, sowie bei höhergradigen Varicocelen beim Kind. Bei infertilen Erwachsenen sollte man die Indikation zur Therapie zurückhaltend stellen. Falls interveniert werden soll, dann in möglichst jungem Alter. Meist ist die Beseitigung der Varicocele beim Erwachsenen nicht das probate Mittel zur Therapie der Kinderlosigkeit, da die Schwangerschaftsrate nicht mit dem möglicherweise verbesserten Spermiogramm steigt.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die Samenzellen die zu befruchtende Eizelle erreichen?

Nach der Ejakulation und der Befreiung von der Samenflüssigkeit im Cervikalschleim (Muttermundschleim) wandern die Spermien bis in das obere Drittel des Eileiters, wo sie auf eine befruchtungsfähige Eizelle stoßen. Die Befreiung von der Samenflüssigkeit hat die Spermien „scharf“ (Kapazipation) gemacht. Nun können sie in die Eizelle eindringen. Dabei wird eine sich in der Spitze des Spermiums befindliche eiweißauflösende Enzymmischung freigesetzt (Akrosomenreaktion). Dieses unterstützt das mechanische Eindringen in die Eizelle. Dabei ist die Hülle der Eizelle (Zona pellucida) nicht nur ein Bollwerk gegen die Eindringlinge, sondern scheint ihm auch Hilfestellung zu leisten.
Die Mindestkonzentration der Spermien, die benötigt werden, damit eine Eizelle befruchtet werden kann, liegt um die 500.000 gut bewegliche Spermien/ml. Warum man so viele braucht, kann bisher nicht beantwortet werden.

Kann ich durch die Einnahme von Vitaminen die Qualität meiner Samenzellen verbessern?

Es gibt reichlich Hinweise darauf, dass die Einnahme von Vitaminen zu einer Verbesserung der Qualität von Samenzellen führt. In der Samenflüssigkeit sammeln sich viele Abbau- und Abfallprodukte der Spermienbildung. Dabei entstehen reichlich so genannte „freie Radikale“, die intakte Spermien oxidieren und somit beeinträchtigen können. Vitamine wie Vitamin C und E arbeiten als „Rostschutzmittel“ und verhindern die Oxidation. Folsäure und Selen helfen bei der ordnungsgemäßen Verpackung der genetischen Information in die Spermien. Aminosäuren (z.B. L-Carnitin) führen als Substrat zur Verbesserung der Beweglichkeit der Spermien (siehe FAQ Samenflüssigkeit).
Doch es fehlt der Beweis. Auf die Frage, ob die Einnahme von Vitaminen nicht nur zur Verbesserung der Spermienqualität, sondern auch zu einer Verbesserung der Schwangerschaftsrate beitragen kann, gibt es keine Antwort.

Kann der Hodenhochstand in der Kindheit die Ursache für Unfruchtbarkeit sein?

Die Antwort ist ein eindeutiges Jein: Der Hodenhochstand ist häufig mit einem schlechten Spermiogramm vergesellschaftet und steht somit im Zusammenhang mit männlich bedingter Unfruchtbarkeit. Aber er ist nicht die Ursache, bzw. nicht die alleinige Ursache. Es ist vielmehr so, dass eine gemeinsame (vermutlich genetische) Ursache verantwortlich für den Hodenhochstand und das schlechte Spermiogramm ist.
Dennoch kann das rechtzeitige Behandeln des Hodenhochstands bis zum 2. Lebensjahr durch eine Injektionskur mit HCG oder eine Operation zu einer Verbesserung der späteren Zeugungsfähigkeit führen. Denn Spermien mögen nicht die körperliche Wärme. Aber nicht jeder, der rechtzeitig operiert wurde, hat später ein unauffälliges Spermiogramm; ebenso umgekehrt: Nicht jeder, der nicht rechtzeitig behandelt wurde, leidet an einem hoffnungslosen Spermiogramm.
Interessant ist dabei die Beobachtung, dass in der DDR so gut wie alle Kinder mit Hodenhochstand rechtzeitig entdeckt und behandelt wurden, während in der alten Bundesrepublik diese Kinder häufig nicht rechtzeitig entdeckt und zu spät behandelt wurden.

Ich bin sterilisiert – kann das problemlos rückgängig gemacht werden? Welche Auswirkung hat das auf die Qualität der Samenzellen? Stehen mir andere Behandlungsmöglichkeiten offen?

In der Regel kann die Vasektomie durch eine Vaso-Vasostomie problemlos rückgängig gemacht werden. Bei mehr als 80 % findet man postoperativ Spermien im Ejakulat. Dies gelingt auch bei Männern, deren Sterilisation mehr als 6 Jahre zurückliegt. Die Frage bleibt aber, ob es sinnvoll ist, bei diesen Männern eine Refertilisierung durchzuführen. Denn mit jedem Jahr nach der Sterilisation sinkt die Wahrscheinlichkeit eines spontanen Schwangerschaftseintritts nach Refertilisation wegen einer zunehmenden Qualitätsverschlechterung der Spermien. Bei diesen Männern wird also eher eine TESE empfohlen. Die direkt aus dem Hoden gewonnenen Spermien scheinen nicht der gleichen Qualitätsverschlechterung unterworfen zu sein.
Neben dem Zeitpunkt der Sterilisation spielt das Alter der Partnerin bei der Wahl der Behandlungsmöglichkeit eine große Rolle. Sollte sie das 37. Lebensjahr überschritten haben, wird ebenso die TESE mit konsekutiver ICSI empfohlen.

ICSI-Behandlung mit Spermien, die Rahmen einer Hodenbiopsie gewonnen wurden und eingefroren wurden – sind die Chancen, schwanger zu werden, bei der Verwendung frisch entnommener Spermien besser als mit eingefrorenen?

Nein – die Schwangerschaftsraten sind gleich. Dies wird durch viele Studien bestätigt. Interessant dabei ist, dass die Befruchtungsraten der Eizellen mit frischen Samenzellen höher sind als mit eingefrorenen, aber dass das keinen Einfluss auf die Schwangerschaftsraten hat.

Zu welchem Zeitpunkt muss der Mann bei der Kinderwunschtherapie anwesend sein?

Technisch gesehen muss der Mann gar nicht anwesend sein; Hauptsache, sein Sperma – frisch gewonnen (billig) oder eingefroren (teuer) – ist anwesend. Erfreulich häufig begleiten die Männer ihre Frauen jedoch durch die Therapie. Siehe auch letzte Frage.

Wann wird das Sperma im Rahmen einer Kinderwunschtherapie benötigt?

Im Rahmen eines Inseminationszyklus wird das Sperma 3 Stunden vor der Insemination benötigt. Die Karenzzeit sollte ca. 3–5 Tage sein.
Im Rahmen einer IVF- oder ICSI-Behandlung wird das Sperma am Tag der Eizellentnahme gebraucht. Die Karenzzeit vor IVF sollte ebenfalls 3–5 Tage sein – vor ICSI werden eher 2 Tage empfohlen, weil es hier eher um Qualität (Frische) als um Quantität geht.
Menschlich bzw. partnerschaftlich gesehen empfehlen wir dem Mann, seine Partnerin bei der Insemination, bei der Eizellentnahme und beim Transfer nicht alleine zu lassen. Die Ultraschalluntersuchungen im Rahmen der Stimulation benötigen in der Regel keinen männlichen Beistand.